Weitere Folgen eines Schlaganfalls


Das Neglect Syndrom
Mit Neglect bezeichnet man in der Neurologie eine generelle Wahrnehmungsstörung einer Körperseite. Es leitet sich her vom lateinischen Wort neglegere (nicht wissen).
Tritt eine Schädigung einer Gehirnhälfte auf, etwa nach einem Schlaganfall oder einem Unfall mit Schädel-Hirn-Trauma, zieht dies häufig eine dauerhafte Störung im Spüren (Sensorik) und Bewegen (Motorik) der gegenseitigen Körperhälfte nach sich. Sind diese Ausfälle sehr schwer wiegend, kommt es zu einem Neglect-Syndrom.
Da der betroffene Patient eine Körperhälfte weder spürt, noch bewegen kann, erscheint sie ihm als gänzlich fremd. Zwar kann er sie noch als "Arm" und "Bein" erkennen, nimmt sie aber nicht mehr als zu sich selbst gehörend wahr.
Häufig ist der Betroffene auch im Sehen (Visueller Neglect) und Hören (Auditorischer Neglect) beeinträchtigt. Er ist einseitig "blind" und "taub". Sein Kopf wendet sich meist zur "gesunden" Seite.
Ganz wesentlich für das Verständnis des Neglect, aber gleichzeitig auch sehr schwierig nachzuvollziehen, ist die Tatsache, dass es sich beim Neglect um eine Störung der Aufmerksamkeit handelt. Das heißt, der betroffene Patient könnte durchaus ganz normal sehen oder hören, wenn denn die Aufmerksamkeit vollständig erhalten geblieben wäre. Durch die Gehirnverletzung (meist nach rechtsseitigen Schädigungen) "wandert" aber offenbar die Aufmerksamkeit vollständig auf die rechte Seite. Mit der Folge, dass optische oder akustische Reize, die sich der linken Seite des Patienten befinden, nicht mehr verarbeitet werden.
Die Behandlung des Neglects ist meist eine kaum lösbare Aufgabe. Denn meist wird der Neglect von einer zweiten neuropsychologischen Symptomatik begleitet, der Anosognosie - der Patient ist nicht in der Lage, seine schwerwiegende Symptomatik selber zu erkennen. Daraus ergibt sich auch die Therapieresistenz: Erkennt man das Problem nicht, sieht man auch keine Veranlassung, an dem Problem zu arbeiten. Neglect-Patienten fühlen sich in der Tat häufig relativ gut, klagen kaum, auch nicht über schwerste Lähmungen, die ebenfalls meistens mit dem Neglect einhergehen.
Ist der Geruchssinn betroffen spricht man vom Olfaktorischen Neglect.

Der Thalamus-Schmerz
Jede Erkrankung mit Veränderungen im Zentralen Nervesystem (ZNS) kann wohl neben funktionellen Ausfällen oder Beeinträchtigungen auch zu zentralem Schmerz führen. Sehr häufig sind Schlaganfälle und Verletzungen des Rückenmarks (z.B. Querschnittlähmung), die in seltenen Fällen auch mit zentralem Schmerz einhergehen.

Zentraler Schmerz kann ganz unterschiedliche Qualitäten haben. Bei Ursache im Rückenmark, Hirnstamm oder Thalamus ist er oft brennend und mit Empfindungsveränderungen verbunden (das besonders häufig bei inkompletter Läsion im Rückenmark oder bei Multipler Sklerose, hier besonders an den Armen und noch häufiger an den Beinen). Aber auch andere Beschreibungen wie bohrend, ziehend, reißend sind häufig. Daneben bestehen fast immer weitere Empfindungsausfälle und -veränderungen. Oft scheint im Schmerzgebiet auch eine Überaktivität des Sympathikus zu bestehen, mit vermehrtem Schwitzen und Hautrötung. Der Schmerz ist oft großflächig, wobei es dabei auch auf die Größe der Läsion im ZNS ankommt. Außerdem kann er sowohl oberflächlich als auch in der Tiefe empfunden werden. Zentraler Schmerz wird oft unerträglich stark empfunden.
Die Behandlung von zentralem Schmerz ist schwierig, eine völlige Beseitigung nicht zu erwarten. Morphine, sonst die wirksamsten Schmerzmittel, sind bei Nervenschmerz und speziell bei zentralem Schmerz schlecht wirksam. Wirksam können Medikamente sein, die Prozesse im ZNS beeinflussen. Dabei wurde bei zentralem Schmerz infolge Schlaganfall gehäuft über Wirkung durch trizyklische Antidepressiva berichtet, bei anfallartigen Schmerzen durch Multiple Sklerose Antiepileptika. Auch Lokalanästhetika und Antiarrhytmika spielen eine Rolle.

Elektrische Stimulation von Nervenfasern oder Muskelzellen durch die Haut kann erfolgreich sein, wenn der Hinterstrang des Rückenmarks intakt ist. Magnetische Stimulation des Gehirns wurde besonders bei Sitz der Läsion im Rückenmark erfolgreich angewandt, indem über dem motorischen Kortex des Frontalhirns oder in der Gegend des Thalamus stimuliert wurde. Neurochirurgische Eingriffe zur Blockade der Schmerzbahnen oder des Sympathikus wurden versucht.


Wallenberg-Syndrom
Bei einseitigem Infarkt im Bereich der dorso-lateralen Medulla oblongata (verlängertes Rückenmark) bei Durchblutungsstörung im Bereich der Arteria cerebelli posterior inferior (PICA, daher auch PICA-Infarkt genannt). Es kommt zu Drehschwindel und Fallneigung zur Seite der Schädigung, Hemiataxie auf der Seite der Schädigung, einer dissoziierten Empfindungsstörung mit Minderung des Schmerz- und Temperaturempfindens auf der Gegenseite und einer Minderung der Oberflächensensibilität auf der Seite der Schädigung. Hinzukommen Nystagmus (rhythmische Bewegungen eines Organs, üblicherweise jedoch der Augen), Schluckstörung, heiserer Stimme, Horner-Syndrom (Miosis, Ptosis und Enpohthalmus) auf der Seite der Schädigung. Vegetative Symptome wie schneller Puls, Atemschwierigkeiten oder schwer kontrollierbarer lange anhaltender Schluckauf können dazu kommen.


Psychosoziale Probleme von Schlaganfallpatienten und ihren Angehörigen weiter

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